ethikCafé - Lebenslang Lernen: Neugier wecken und pflegen!
Die Grundlage für lebenslanges Lernen ist das Fördern von Neugier! Wenn Neugier gepflegt wird, wächst daraus Lebenssinn und ein Gefühl von Würde – gerade auch nach der Pensionierung bis zum Lebensende, so Franziska Lang-Schmid, ehemalige Präsidentin der Konferenz höhere Fachschulen. Diese Neugier muss bereits bei Kindern unter 4 Jahren geweckt werden, erläutert Bruno Weber, Leiter Bildungspolitik der Gewerkschafts-Dachorganisation Travail.Suisse. Leider sind die beiden Lebensabschnitte häufig nicht im Fokus der Wahrnehmung der Bevölkerung oder des Bildungswesens in der Schweiz.
«Welches sind die Benachteiligten im aktuellen Bildungssystem?» mit dieser Frage eröffnete Thomas Wallimann, Leiter von «ethik22», das «ethikCafé» am 15. Mai 2019 im Café Barfüesser in Luzern zum Thema «Lebenslanges Lernen – gleiche Chancen für alle». Für Franziska Lang zählen zu den Benachteiligten die Migranten und all jene Menschen, die unser Bildungssystem nicht kennen und Mühe mit der Sprache haben, Menschen mit psychischen Krankheiten sowie die viel diskutierte Generation Ü50.
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Bruno Weber überraschte die Gäste gleich zu Beginn mit der Nennung von drei benachteiligten Gruppen in der Schweiz, für die es wenig bis keine politische Strategie in Sachen Bildung gibt: Für Behinderte ist die Bildungsstrategie ungenügend entwickelt. Auch für Menschen mit „langweiliger“ Arbeit existieren auf politischer Ebene wenig Gedanken. „Langweilig“ ist Arbeit dann, wenn keine weiteren Bildungs- oder Entwicklungsmöglichkeiten angeboten werden oder vorhanden sind. Schliesslich sind auch Kinder unter vier Jahren benachteiligt. Für sie gibt es keine politische Strategie. Bruno Weber erläutert:
«Wenn man nicht bereits in diesem frühen Alter mit Büchern in Kontakt kommt und einen Zugang zu Sprache vermittelt erhält, gerät man von Beginn weg in einen Rückstand. Diesen kann man während der ganzen Schul- und Berufskarriere nicht mehr aufholen.»
Mehrere Wortmeldungen äusserten sich kritisch gegen eine «Dressur der Kleinkinder». Weber konkretisierte: «Es geht darum, Geschichten vorzulesen, gemeinsam etwas zu unternehmen, kreativ zu sein und spielerisch kleine Herausforderungen zu meistern.» Dies erlaubt es allen, unabhängig ob sie Kinder haben oder nicht, etwas zur Bildung beizutragen.
Eine engagierte Diskussion über die Unterschiede zwischen Bildung, Aus- oder Weiterbildung entwickelte sich zwischen den beiden Gästen und den Teilnehmenden. Beim anschliessenden gemeinsamen Essen mit Älplermagronä, Wein, Dessert und natürlich Café ging das Gespräch in lockerer und lebhafter Atmosphäre weiter. Bereichert mit neuen Gedanken begleiten auch zahlreiche Fragen die Teilnehmenden des ethikCafés auf ihrem Heimweg:
«Was ist mit jenen Menschen, die einen eintönigen Beruf haben - auch den Hochqualifizierten, die sich zu stark spezialisiert haben - und dann plötzlich den Job verlieren?»
«Wie kann unser Bildungswesen für alle gerecht gestaltet werden, so dass das Lernen für alle ein lebenslanger Prozess sein kann?»
«Ohne Bildung - im Gegenüber zu beruflicher Ausbildung - können wir keine lebendige Demokratie pflegen. Wo findet diese gesellschaftspolitische Bildung statt? Wie kann «ethik22» dazu gezielter beitragen?»
«Welchen Platz hat Bildung jenseits von Leistung und Karriere in unserem Ausbildungssystem?»
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